Côté à côté contre le racisme !

Discours lors de la manifestation Justice4Nzoy à Zürich et Lausanne, 30./31.08.2024

[Rede auf deutsch / en allemand]

Il y a trois ans, des policiers ont tiré sur le Zurichois Noir Roger «Nzoy» Wilhelm à la gare de Morges. Il n’est pas mort immédiatement, il respirait encore. Les agents l’ont remarqué, c’est écrit dans les dossiers. Mais les flics n’ont pas prodigué de premiers secours. Ils ont prétendu dans les médias avoir pris des mesures immédiatement. Mais des vidéos prouvent que c’était un mensonge. Les flics n’ont rien fait pour aider Nzoy. Ils l’ont poussé du pied. Ils lui ont attaché les mains. Mais ils n’ont rien fait d’autre. Ils ont laissé Nzoy mourir.
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Quand les flics ont appelé les secours, ils n’ont pas dit, «ici, un homme blessé par balle est allongé sur le quai». Ils n’ont pas dit que Nzoy respirait encore. Ils n’ont pas dit s’il était allongé sur le côté ou sur le dos. La seule information qu’ils ont donnée était : il s’agit d’un «Homme de Couleur».

Ce qui s’est passé ce 30 août 2021 à Morges est infiniment triste. Et pour la famille, pour les amies et amis de Nzoy, il doit être insupportable de devoir constamment se confronter à la brutalité et à la haine des policiers.

Même pour ceux qui ne connaissaient pas Nzoy, les images et les récits de sa mort sont très éprouvants. Surtout pour les personnes qui sont elles-mêmes victimes de racisme. Elles savent trop bien ce que cela fait d’être particulièrement surveillées par les flics. D’être contrôlées et harcelées. Elles savent que ce que les flics nient toujours est une réalité amère : que les policiers sont particulièrement violents lorsqu’ils contrôlent des Noirs et des personnes origine migratoire. Qu’ils utilisent chaque occasion pour les humilier et les intimider. Pour leur infliger des douleurs et leur faire subir des violences. Bien sûr, les flics disent toujours qu’ils ont été forcés d’agir comme ca. Que c’était de la légitime défense. Que tout correspondait aux directives et que cela n’a évidemment rien à voir avec le racisme.

D’innombrables cas montrent toujours la même chose : la violence des policiers contre les Noirs et les personnes origine migratoire est niée et dissimulée. Et de toute façon, les victimes de violence sont elles-mêmes responsables. Les flics protègent leurs collègues, c’est logique. Et les procureurs sont leurs copains. Eux non plus n’ont aucun intérêt à condamner la violence policière raciste.

La seule chose qui nous reste, c’est nous-mêmes. Notre solidarité. Que nous soyons nous-mêmes victimes de racisme ou non : nous ne détournons pas le regard, mais nous intervenons lorsque nos concitoyens, nos collègues de travail, nos voisins, nos amis sont harcelés par les flics.
Les possédants, les riches et les puissants ont beaucoup de poids dans cet État. Nous, en revanche – travailleurs, employé·e·s et chômeur·euse·s – avons les uns les autres. Si nous restons unis, si nous nous connectons et nous organisons, nous pouvons résister à la violence policière raciste. Plus notre solidarité est grande, mieux nous pouvons nous défendre et même riposter.

Les proches de Nzoy sont inflexibles et montrent une volonté de combattre. Cela nous impressionne beaucoup. Ils collaborent avec d’innombrables personnes, ont des contacts à Zurich, Lucerne, Berne, Winterthur et Bâle, et en particulier aussi en Suisse romande. Et aussi en France et en Allemagne. La famille et les amies et amis veulent que Nzoy ne soit pas oublié. Ils luttent sans relâche pour que les flics racistes ne s’en sortent pas si facilement. Tout comme les meurtriers de Mike et les tortionnaires de Wilson ne doivent pas s’en tirer à bon compte. Leur combat est un combat pour beaucoup. Nous vous appelons tous à continuer de soutenir les proches de Nzoy dans leur lutte, à descendre dans la rue ensemble et à ne pas relâcher vos efforts. Luttons ensemble contre l’exploitation et l’oppression !

Côté à côté contre le racisme !

Schulter an Schulter gegen den Rassismus!

Rede an der Justice4Nzoy-Demonstration am 30.08.2024 in Zürich.

[En français / Rede auf französisch]

Heute vor drei Jahren haben Polizisten am Bahnhof von Morges auf den Schwarzen Zürcher Roger «Nzoy» Wilhelm geschossen. Er war nicht sofort tot, sondern er atmete noch. Die Beamten bemerkten das, so steht es in den Akten. Aber die Cops leisteten keine Erste Hilfe. Sie behaupteten zwar in den Medien, sofort Massnahmen ergriffen zu haben. Aber Videos beweisen, dass dies eine Lüge war. Die Bullen taten nichts, um Nzoy zu helfen. Sie stupsten ihn mit den Füssen an. Sie fesselten seine Hände. Aber sonst unternahmen sie nichts. Sie liessen Nzoy sterben.
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Als die Bullen die Sanität riefen, sagten sie nicht, «hier liegt ein Mann mit Schussverletzungen auf dem Perron». Sie sagten nicht, dass Nzoy noch atmet. Sie sagten nicht, ob er in Seitenlage oder auf dem Rücken liegt. Die einzige Information, die sie weitergaben, war: Es handelt sich um einen «Homme de Couleur».

Es ist unendlich traurig, was an diesem 30. August 2021 in Morges passiert ist. Und für die Familie, für die Freundinnen und Freunde von Nzoy muss es unerträglich sein, sich immer wieder mit der Brutalität und Menschenfeindlichkeit der Polizisten auseinanderzusetzen.

Auch für Menschen, die Nzoy nicht kannten, sind die Bilder und Erzählungen von seinem Tod sehr schlimm. Insbesondere für Menschen, die selbst auch von Rassismus betroffen sind. Sie wissen selbst nur zu genau, wie es sich anfühlt, von den Cops besonders genau beäugt zu werden. Kontrolliert und schikaniert zu werden. Sie wissen, dass das, was die Bullen immer abstreiten, bittere Realität ist: Dass Polizisten besonders gewalttätig sind, wenn sie Schwarze und migrantisierte Menschen kontrollieren. Dass sie jede Möglichkeit nutzen, um sie zu demütigen und einzuschüchtern. Ihnen Schmerzen zuzufügen und Gewalt gegen sie anzuwenden. Natürlich sagen die Bullen dann immer, dass sie zu diesem Vorgehen gezwungen waren. Dass es Notwehr war. Dass alles den Vorgaben entspricht und es natürlich rein gar nichts mit Rassismus zu tun hat.

Unzählige Fälle zeigen immer wieder das gleiche auf: Die Gewalt von Polizisten gegen Schwarze und migrantisierte Menschen wird geleugnet und unter den Teppich gekehrt. Und sowieso seien die Opfer der Gewalt selber schuld daran. Die Bullen schützen ihre Leute, das ist logisch. Und die Staatsanwaltschaften sind ihre Homies. Auch sie haben kein Interesse an einer Verurteilung wegen rassistischer Polizeigewalt.

Das Einzige was uns bleibt, sind wir selbst. Unser Zusammenhalt. Ob wir selbst von Rassismus betroffen sind oder nicht: Wir schauen nicht weg, sondern schreiten ein, wenn unsere Mitmenschen, unsere Arbeitskolleginnen und -Kollegen, unsere Nachbarn, unsere Freundinnen und Freunde von den Bullen drangsaliert werden.

Die Besitzenden, die Reichen und Mächtigen, sie haben viel zu sagen in diesem Staat. Wir hingegen – Arbeiter:innen, Angestellte und Arbeitslose – haben einander. Wenn wir zusammenstehen, uns vernetzen und organisieren, dann können wir der rassistischen Polizeigewalt etwas entgegensetzen. Je grösser unsere Solidarität untereinander ist, desto besser können wir uns wehren und auch zurückschlagen.

Die Angehörigen von Nzoy sind unnachgiebig und zeigen Kampfeswillen. Das beeindruckt uns sehr. Sie arbeiten mit unzähligen Leuten zusammen, haben Kontakte in Zürich, Luzern, Bern, Winterthur und Basel und insbesondere auch der Westschweiz. Und auch in Frankreich und Deutschland. Die Familie und die Freundinnen und Freunde wollen, dass Nzoy nicht in Vergessenheit gerät. Sie kämpfen unermüdlich dafür, dass die rassistischen Cops nicht so einfach davonkommen. Genauso wie die Mörder von Mike und die Peiniger von Wilson nicht so leicht davonkommen sollen. Ihr Kampf ist ein Kampf für viele. Wir rufen euch alle auf, die Angehörigen von Nzoy in ihrem Kampf weiterhin zu unterstützen, gemeinsam auf die Strasse zu gehen und nicht nachzulassen. Kämpfen wir gemeinsam gegen Ausbeutung und Unterdrückung!

Schulter an Schulter gegen den Rassismus!

Demos: Justice for Nzoy!

Gemeinsam gegen Rassismus und Racial Profiling!

Demonstrationen:
Freitag, 30.08.2024 um 18.30 Uhr, Landesmuseum Zürich
Samstag, 31.08.2024 um 16 Uhr, Place de la Gare, Lausanne
(gemeinsame Anreise aus Zürich)

Wäre Roger Nzoy Wilhelm am 30. August 2021 auf dem Weg von Genf nach Zürich nicht in Morges aus dem Zug gestiegen, wäre er um 19 Uhr am HB angekommen. Aber es kam anders.
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Auf einem Abstellgleis in Morges gingen Polizisten auf Nzoy los. Sie schossen auf ihn und liessen ihn danach über vier Minuten lang liegen, statt Erste Hilfe zu leisten. Die Polizisten haben Nzoy getötet. Dass der Schweizer Staat seither versucht die Beamten zu schützen ist keine Uberraschung. Er tut das, was er in Fällen rassistischer Polizeigewalt immer tut: den Fall unter den Teppich kehren und die Schuld den Betroffenen zuweisen. Damit wird einmal mehr deutlich, in was für einem rassistischen System wir leben und auf wessen Seite die Justiz steht.

Aber wir werden nicht zulassen, dass man Nzoy vergisst! Während die Angehörigen und Freund:innen von Nzoy für Gerechtigkeit kämpfen, sind People of Color weiterhin mit staatlichem Rassismus konfrontiert. Sie sind tagtäglich Racial Profiling ausgesetzt, das nicht selten in Gewaltexzessen der Polizei endet. Dies passiert weltweit, aber auch direkt vor unserer Tür, im Langstrassenquartier, wo migrantische Personen durch polizeiliche Kontrollen schikaniert und verdrängt werden.

Im Kampf gegen rassistische Polizeigewalt können wir uns nicht auf den Staat verlassen. Unsere Stärke finden wir in unserem Widerstand. Wir organisieren uns, vernetzen uns und kämpfen gemeinsam. Wir intervenieren bei Racial Profiling, unterstützen uns gegenseitig und setzen uns für eine juristische und politische Aufarbeitung dieser Fälle ein. Und nicht zuletzt tragen wir unsere Wut auf die Strassen.

Darum demonstrieren wir am Freitag, 30. August 2024 in Zürich gegen Rassismus und Racial Profiling, für eine Welt ohne Unterdrückung und Grenzen. Wir besammeln uns um 18.30 Uhr beim Landesmuseum; um diese Zeit wäre Nzoy mit dem Zug aus Genf in Zürich angekommnen.

Am Samstag, 31. August 2024 fahren wir gemeinsam nach Lausanne, um an der Justice4Nzoy-Demo teilzunehmen! Gemeinsam gegen Rassismus und Racial Profiling!

Weitere Informationen: https://justice4nzoy.org/

Infoladen Kasama: Zeitzeugnis autonomer Gegenkultur

Der Infoladen Kasama in Zürich entstand Ende der 1980er Jahre als Ort der Gegeninformation. Seither haben sich die Ausgangslage und die Bedürfnisse der autonomen Bewegung an ihre Treffpunkte verändert, doch das Lokal hält sich bis heute.

Dieser Artikel erschien in der 1. Mai-Zeitung der Organisierten Autonomie Zürich.

Das Konzept der Infoläden entspringt der autonomen Bewegung der 1980er und 1990er Jahre und dient der Verbreitung von Gegeninformation der radikalen Linken. Infoläden sind unkommerzielle Orte, die zum Verweilen, Zeitschriften lesen und Diskutieren einladen. Auch Sitzungsräume, Archive, Verpflegung, Veranstaltungen, Filme, Infomaterial gehören dazu.:,D

Ein wichtiges Merkmal von Infoläden ist auch ihre Organisationsform: Es sind Zusammenschlüsse von Gruppen und Einzelpersonen, die sich kollektiv organisieren, um einen selbstverwalteten Treffpunkt zu betreiben. Gemeinsamer Nenner ist nebst dem Grundkonsens gegen Staat, Nation, Rassismus, Patriarchat und Kapitalismus der Raum an sich. Zentrale Organisationspunkte sind das Aufrechterhalten der Infrastruktur und das Gestalten der Inhalte. Eine Broschüre über die Infoläden in der Schweiz betont den Vernetzungscharakter: «Die Infoläden wollen ein Berührungspunkt […] sein, wo das Bewusstsein einer neuen Welt am Entstehen ist. Es geht darum, Informationen zirkulieren zu lassen, den Austausch zu fördern, eine Debatte in Gang zu bringen, Kampagnen anreissen und/oder mittragen.»

Gedächtnis autonomer Bewegungen

Der Infoladen Kasama entstand 1990 in Zürich. Er wurde als Ergänzung zum 1986 gegründeten internationalen Widerstandsarchiv geschaffen, einem Projekt aus der autonomen Linken im Kulturzentrum Kanzlei, welches unzählige Broschüren, Zeitungsausschnitte und Bücher angehäuft hatte. Das Kasama befand sich gleich um die Ecke des Archivs, in den besetzten Häusern an der Bäckerstrasse. Kasama bedeutet auf Tagalog (eine der vielen philippinischen Sprachen) «einen Weg zusammen gehen», was sich auch mit «Freundin» oder «Genossin» übersetzen lässt. Nach der Räumung des Squats an der Bäckerstrasse wurde im Jahr 1992 ein Verein für das Kasama gegründet. Diese Formalisierung stellte die Basis des Infoladens sicher und ermöglichte mehr Kontinuität. Nach einem kurzen Abstecher an die Anwandstrasse befand sich der Infoladen Kasama während zehn Jahren an der Klingenstrasse, bevor er 2004 wieder zurück in den Kreis 4 zog. Seit nun über zwanzig Jahren befindet sich der Infoladen Kasama im Hinterhof der Militärstrasse 87a, direkt neben dem freien Lokalradio «LoRa». Das Kasama konnte in diesem Lokal mit dem Widerstandsarchiv vereint werden, in welches unterdessen auch das Häuserkampfarchiv integriert wurde.Retour ligne automatique

Räume für die Selbstorganisierung

Infoläden bilden Räume, in denen sich die ausserparlamentarische Linke organisieren kann. Aus dem Kasama entstanden immer wieder grössere Projekte, wie beispielsweise im Jahr 2006 das «Flüchtlingscafé Refugees Welcome», welches nebst einem Mittagstisch auch ein Politisierungs- und Organisierungsort für Geflüchtete und solidarische Menschen bot. Getragen wurde das «Flüchtlingscafé» durch Menschen aus dem Kasama-Umfeld, dem Bleiberecht-Kollektiv, Exilorganisationen aus dem globalen Süden, sowie Asylsuchende und Sans-Papiers. Um ihren Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen, besetzten sie Ende 2007 über während mehr als zwei Wochen die Predigerkirche, organisierten Demos zum Ausschaffungsknast in Kloten oder vor der unterirdischen Notunterkunft in Uster. Ausserdem wurden im Rahmen des «Flüchtlingscafés» Migros-Gutscheine, die abgewiesene Asylsuchende und solche mit Nichteintretensentscheid als sogenannte Nothilfe erhielten, gegen Bargeld eingetauscht und an solidarische Menschen weiterverkauft.Retour ligne automatique

Das Kasama heute

Früher war der Infoladen Kasama täglich geöffnet, so dass man zum lesen und Kaffeetrinken vorbeikommen konnte. Heute wird der Raum vor allem als Raum für Veranstaltungen und Sitzungen benutzt, sei es durch beständige Organisationen und Gruppen oder für punktuell entstehende Bündnisse. Dem Grundsatz der Vernetzung und Organisierung ist der Infoladen also treu geblieben.
Wie eine Betreiberin des Infoladens Rabia in Winterthur in der bereits zitierten Broschüre treffend beschreibt: «Der Laden stellt für mich auch ein Freiraum dar, um mich mit mehr oder weniger Gleichgesinnten zu treffen, um zu diskutieren, zu streiten oder was zu organisieren. Ein Infoladen ist auch nur das, was die Leute, die ihn benutzen, daraus machen.» Das gilt genauso für den Infoladen Kasama: Es liegt an uns allen, nicht nur dafür zu sorgen, dass die Miete bezahlt und die Infrastruktur aufrechterhalten werden kann, sondern vor allem, dass die Räume mit Inhalten gefüllt werden. So leben und überleben Infoläden als Orte der Gegenkultur.

OA-Bar: Kasama gestern und heute

Freitag, 10. Mai 2024 um 19 Uhr @ Infoladen Kasama, Militärstrasse 87a Zürich

Apéro, Diskussion und Barbetrieb

Der Infoladen Kasama ist seit über 35 Jahren ein wichtiger Ort für autonome Organisierung und politische Debatten in Zürich. An der OA-Bar im Mai blicken wir zurück auf seine bewegte Geschichte. Genoss:innen aus unterschiedlichen Kasama-Zusammenhängen berichten von ihrer Praxis und ihren Erfahrungen. Dazu gibt’s Häppchen und Getränke. Komm vorbei!

Presto: Update und Hintergründe

Ende Februar lancierten wir gemeinsam mit anderen Gruppen eine Solidaritätskampagne zur Unterstützung des Arbeitskampfes der Zeitungszusteller:innen der Presto AG. Wir wollten den Kampf bekannt machen und unsere Nachbarschaften involvieren. Ende April haben die Angestellten ein Angebot der Presto angenommen. Es beinhaltet eine substanzielle Lohnerhöhung, blieb aber deutlich unter den ursprünglichen Forderungen. Zum Streik ist es nicht gekommen.

Der Arbeitskampf und die Solidaritätskampagne sind damit vorerst beendet. Die Arbeiter:innen von Presto haben uns mit ihrem kämpferischen Bewusstsein inspiriert und wir können für die Zukunft von ihren Erfahrungen lernen.

Der folgende Artikel aus dem 1. Mai-Extrablatt der OA beleuchtet die Hintergründe und die Perspektiven des Kampfes der Presto-Arbeiter:innen.:,D

Presto: Kämpfen lohnt sich!

Die Arbeiter:innen des Zeitungszustellers Presto AG kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen. Eine Kampagne unterstützte sie in der entscheidenden Phase.

Die Frühzusteller:innen von Presto tragen bei Wind und Wetter die Tageszeitungen aus. Manche von Ihnen stellen den Wecker auf 2:30 Uhr. Dann bringen sie den Blick, den Tages-Anzeiger, die NZZ oder das Tagblatt pünktlich zum Morgenkaffee ins Haus.

Die Schichten sind kurz und der Stundenlohn liegt bei 19 Franken. Der Lohn wird nicht aufgrund der effektiv geleisteten Arbeitszeit bezahlt, sondern er basiert auf einer theoretischen Berechnung. In dieser sind vereiste Treppenstufen, kaputte Türschlösser und Unwetter natürlich nicht berücksichtigt. Das bedeutet noch mehr Stress.

Die Presto AG ist ein Tochterunternehmen der Schweizerischen Post. Der gelbe Riese tut alles in seiner Macht stehende, um Verbesserungen der Arbeitsbedingungen zu verhindern. Der Logistikmarkt ist sehr umkämpft. Die Frühzustellung hat keine lange Zukunft mehr vor sich, weil immer weniger Menschen gedruckte Zeitungen abonnieren. Den Arbeiter:innen von Presto ist dies bewusst. Deshalb fordern sie, dass sich ihre Arbeitsbedingungen jetzt verbessern und nicht erst irgendwann.

Die Presto-Arbeiter:innen forderten in den GAV-Verhandlungen unter anderem eine Lohnerhöhung auf 21 Franken pro Stunde und drohten mit Streik. Die Presto AG weigerte sich lange, auf diese Forderungen einzugehen. Erst als deutlich wurde, dass die Arbeiter:innen tatsächlich zum Kampf entschlossen sind und eine Solidaritätskampagne anrollte, legte sie ein gutes Angebot vor.

Kampagne für Solidarität im Quartier

Inspiriert vom kämpferischen Bewusstsein der Presto-Arbeiter:innen, bildeten mehrere linksradikale Gruppen in Zürich ein Solidaritätskomitee. Ziel war es, den Arbeitskampf bekannt zu machen und die Quartiere zu involvieren. Tausende von Stickern wurden verteilt, die die Nachbarschaft informierten und als Zeichen der Solidarität an die Briefkasten geklebt werden konnten.

Der Kampf der Presto-Arbeiter:innen steht beispielhaft für die Voraussetzungen für Arbeitskämpfe in unserer Zeit. Die Arbeiter:innen sind vereinzelt und sehen sich kaum. Es ist schwierig für sie, miteinander in Kontakt zu treten und sich zu organisieren. Gleichzeitig schreitet gerade in der Logistik die Verdichtung der Arbeit durch Digitalisierung immer weiter voran. Für die Arbeiter:innen bedeutet dies mehr Stress und eine weitere Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse, weil sie einfacher ersetzbar werden.

Doch der beste Algorithmus bringt nichts, wenn sich Menschen weigern, Befehle auszuführen – und Zeitungen, Pakete oder Pizzen nicht ausgeliefert werden. In den letzten Jahren haben Arbeitskämpfe im Feld der Logistik zugenommen, auch in der Schweiz, etwa bei Smood, Planzer, DPD oder jetzt bei Presto. Auf den Erfahrungen dieser Kämpfe können Arbeiter:innen aufbauen. Denn es stellen sich immer ähnliche Fragen: Wie können wir uns organisieren? Welche Kampfmittel gibt es? Wovor haben die Bosse am meisten Angst?

Gleichzeitig lohnt es sich, unsere Quartiere in die Arbeitskämpfe einzubeziehen. Der Arbeitsplatz von Logistikarbeiter:innen ist auf den Strassen und in den Treppenhäusern. Insofern sind sie nicht vereinzelt, sondern sie sind Teil der Nachbarschaft. Wir können Mittel und Wege finden, wie sich daraus Momente der Solidarität erzeugen lassen. Als Klasse sind wir schliesslich alle von Teuerung, mehr Stress und Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse betroffen. Gemeinsam können wir uns dagegen wehren.

Dieser Artikel erschien im 1. Mai-Extrablatt der OA Zürich.

1. Mai 2024: No War But Class War

Heraus zum 1. Mai 2024 in Zürich!

Politwochenende: 27./28. April auf dem Kanzleiareal
(Programm unten)

1. Mai:
9:30 Uhr Revolutionärer Block, Ni-Una-Menos-Platz (ex Helvetiaplatz)
12 Uhr Revolutionärer Treff, Kanzleiareal
15 Uhr Nachmittags Demonstration

3./4. Mai:
OA-Infotisch und Bücherverkauf am 1. Mai-Fest auf dem Kasernenareal

Aufruf: Unsere Solidarität gegen ihre Kriege!
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Politwochenende 27. und 28. April 2024

Samstag 27. April

14.15 Uhr: Ideologien der Ungleichwertigkeit

mit Anika Taschke, Referentin für Neonazismus und Strukturen

Die extreme Rechte in Deutschland. Von kommunalen Stärken und dem Weg in den Bundestag. Ein kurzer Rückblick und Ausblick auf den Einfluss rechter Akteur:innen in Deutschland.

16.00 Uhr: Landwirtschaften für die Autonomie – Zur aktuellen Lage in Chiapas und den neuen Bestrebungen der Zapatistas

Angesichts der zunehmenden Konflikte und Gewalteskalationen in der Region Chiapas in Südmexiko kündete die EZLN im Herbst 2023 eine Umstrukturierung der zivilen und militärischen Einheiten an. Zu Gast ist ein Aktivist aus Mexiko, welcher mit der chiapanekischen Organisation DESMI Landwirtschaftprojekte in indigenen Gemeinden in Chiapas durchführt. Mit ihm sprechen wir über die aktuelle politische Lage vor Ort, Ernährungssouveränität, Saatgutaustausch, solidarische Ökonomie und die Neuorientierung der EZLN hin zu kollektiver Landwirtschaft (Mit Übersetzung auf Deutsch.)

18.00 Uhr: Die Stärke der Gerîla und ein angeschlagenes Regime

mit einem revolutionären Internationalisten und Genoss:innen der Wahlbeobachtungs-Delegation in der Türkei

Bei den Kommunalwahlen in der Türkei hat das herrschende Regime einen schweren Schlag erlitten. Doch neue militärische Operationen gegen die Gerîla und die befreiten Gebiete kündigen sich an. Was sind die geostrategischen Hintergründe der türkischen Kriegspläne? Welche Rolle spielen die Kommunalwahlen?

Was sind die geostrategischen Hintergründe der türkischen Kriegspläne und welche Bedeutung haben Handelswege und Energietransport in den Auseinandersetzungen im Mittleren Osten?
Und was bedeuten die neuen Schritte der Gerîla im Bereich der Luftverteidigung?
Diese und viele weitere Fragen werden wir im Rahmen unserer Veranstaltung behandeln.

Sonntag 28. April

14:30 Uhr: Zäme hebe, zäme stah

mit Antifa Paris-Banlieue und Kollektiv Désarmons-les!

Seit über einem Jahr beschäftigen wir uns im Rahmen der „zäme hebe, zäme stah“-Kampagne mit der Rolle des bürgerlichen Staates. In vieler Hinsicht ist die Situation in Frankreich weit fortgeschrittener, sowohl vom Standpunkt der Repression als auch der Kämpfe auf der Strasse. Aus diesem Grund wollen wir mit Genoss:innen des Kollektivs Désarmons-les! und der Action Antifasciste Paris-Banlieue über den Kontext hinter den autoritären Verschärfungen diskutieren, wie auch über ihre Strategien um weiterhin auf der Strasse handlungsfähig zu bleiben.

16.30 Uhr: Vom 8. März zum 1. Mai – Frauen- und queere Kämpfe mit Klassenkampf verbinden

Mit einem Quiz gehen wir gemeinsam den ökonomischen, historischen und gesellschaftlichen Verbindungslinien von feministischen- und Klassenkämpfen nach.

18:00 Uhr: Prosfygika: Gegenmacht in der Stadt aufbauen

mit Gästen aus Athen

Gäste aus Griechenland, aus dem besetzten Quartier „Prosfygika“ in Athen, erzählen über den revolutionären Kampf im Quartier anhand ihrer militanten Erfahrungen vor Ort. Wie bedingen sich die Kämpfe und die Art und Weise wie man lebt gegenseitig?

Ihr Organisierungsvorschlag ist das Ergebnis unterschiedlicher Erfahrungen und finden Ausdruck im Kampf gegen Gentrifizierung, Repression und die Verschärfung prekärer Lebenssituationen. „Prosfygika“ verspricht nicht nur gratis Wohnraum, sondern ein Gebiet in dem Gegenmacht ausprobiert und untersucht werden kann. Eine Perspektive mit der es sich zu verbinden gilt. Um gemeinsam unser Territorium, unsere Quartiere und unsere Strassen zurückzuerobern und die Gegenmacht fassbarer zu machen.

Unsere Klassensolidarität gegen ihre Kriege

Zur Krisentendenz des globalen Kapitalismus gehören nicht nur die Klimaveränderung und ökonomische Einbrüche, sondern auch die Eskalation immer neuer Kriege. Gegen imperialistische Aggressionen, Kriegshetze und nationalistische Propaganda hilft nur eines: Die internationale Solidarität und der Klassenkampf des globalen Proletariats.

Die Welt ist im Umbruch: Die ökologische Krise zerstört die Natur und bedroht die Existenz der Menschheit auf dem Planeten. Wirtschaftliche Krisen werden häufiger, die Klassenkämpfe verschärfen sich auf lokaler und globaler Ebene. Die Widersprüche zwischen den imperialistischen Nationen spitzen sich zu, und immer häufiger führen diese Widersprüche in den Krieg, so wie es in der Geschichte des Kapitalismus immer wieder der Fall war.

Seit über zwei Jahren führt Russland einen Angriffskrieg gegen die von der NATO hochgerüstete Ukraine. Es ist die kapitalistische Konkurrenz um Ressourcen und Profite, welche sowohl den Imperialismus der NATO, wie auch den Imperialismus Putins zur Aufrüstung, zur Expansion und schliesslich zum Krieg treibt. Russland verteidigt seinen Status als Atommacht, die NATO stellt diesen Status militärisch in Frage. Die Folge ist ein brutaler Abnutzungskrieg, für die ukrainische und die russische Bevölkerung eine anhaltende Katastrophe.:,D

Unterdessen eskaliert der israelische Staat seinen seit Jahren laufenden Krieg gegen die palästinensische Bevölkerung: Seit dem 7. Oktober 2023 erleben wir, wie die israelische Armee den Gazastreifen in Schutt und Asche legt. Für den westlichen Imperialismus ist der israelische Staat nach wie vor der wichtigste Stützpunkt im Nahen Osten, daher versteht es sich von selbst, dass die USA und die meisten NATO-Staaten auch bei diesem Angriff Israel den Rücken militärisch, finanziell und propagandistisch freihalten. Die reaktionäre Hamas wird ihrerseits von der Türkei und dem Iran unterstützt. Das macht diesen Konflikt zu einem weiteren Stellvertreterkrieg im globalen imperialistischen Machtkampf. Unsere Solidarität gilt den Proletarier:innen in Palästina und Israel, die seit Jahren in diesem Krieg aufgerieben und gegeneinander aufgehetzt werden. Die Demonstrationen gegen die israelische Besatzung führen die Kämpfe des globalen Südens zusammen: Palästina, Sudan und Kongo. Diese Demos eröffnen neue antikoloniale Perspektiven und es ist wichtig, sie zu unterstützen.

Zum Russland-Ukraine-Krieg und dem Krieg gegen Palästina kommen Kriege in Burkina Faso, Niger, Kongo oder Haiti. Meist sind es neue militärische oder zivile aufständische Gruppen, die mit imperialistischen Staaten wie den USA, Frankreich, Russland oder Belgien in Konflikt stehen. Die Türkei intensiviert derweil ihren Krieg gegen das revolutionäre Projekt in Nord- und Ostsyrien. Ausserdem läuft ein verheerender Bürgerkrieg im Sudan, in welchem Ägypten und die Arabischen Emirate sowie Russland und die USA aufgrund geopolitischer Interessen und im Kampf um Rohstoffe verschiedene Seiten unterstützen.

Die USA haben zunehmend Mühe, sich in der kapitalistischen Weltordnung als wirtschaftliche Supermacht und Weltpolizist zu behaupten. China arbeitet sich seit Längerem zu einer Weltmacht hoch, dies zeigt sich im Zugriff auf Taiwan, dem Aufbau einer neuen Seidenstrasse oder dem Kapitalexport nach Osteuropa und Afrika. Auch Europa bereitet sich Schritt für Schritt auf eine multipolare Weltordnung vor. Diese Verschärfung der Widersprüche zwischen den imperialistischen Staaten, besonders zwischen den Atommächten, ist brandgefährlich.

Kriegsbereitschaft des Westens
Hier im Westen zeigt sich die globale Kriegstendenz in einer neuen Welle der Militarisierung. Dafür stehen etwa die NATO-Beitritte von Finnland und Schweden, die massive Aufrüstung der Ukraine durch EU-Länder, allen voran Deutschland, und die Erhöhung der nationalen Ausgaben für Kriegsgerät. In Deutschland läuft die Rekrutierung für die Bundeswehr auf Hochtouren, dasselbe gilt seit Jahren für die französische Armee und auch in der Schweiz wurde das Militärbudget mit Verweis auf Russland erhöht.

Begleitet wird die Aufrüstung von nationalistischer Kriegspropaganda. So redet beispielsweise der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) der Bevölkerung ins Gewissen und möchte, dass Deutschland «kriegsbereit» wird. Der ehemalige Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, doppelt nach: der «klassische Krieg zwischen Staaten mit Panzern, Raketen, Flugzeug, Bomben, Granaten» sei für Deutschland noch nicht «passé» und es brauche «eine Veränderung der Befindlichkeit unserer Bevölkerung». Der Krieg soll also auch auf der ideologischen Ebene wieder zur Normalität werden.

Von der bürgerlichen Friedensbewegung ist kaum noch etwas übrig, ihre Organisationen haben sich weitgehend auf Kriegskurs eingestellt. Parallel dazu wächst die Repression gegen jede revolutionäre Antikriegsbewegung: Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung oder mit der kurdischen Bewegung wird von den meisten europäischen Staaten zunehmend kriminalisiert.

Die Sozialdemokratie macht sowohl bei der Kriegshetze als auch bei der Repression gegen die Widerstandsbewegung ganz vorne mit, in der Schweiz beispielsweise setzt sich die SP an vorderster Front für Panzerlieferungen an Deutschland und die Ukraine ein. Damit zeigt sich wieder einmal: Dem Parlamentarismus ist nicht zu trauen, die linke Antwort auf den Krieg muss eine revolutionäre sein.

Schweiz: Bei jeder Schweinerei mit dabei
In der Aussenpolitik der westlichen Staaten geht es niemals um Werte wie Freiheit, Demokratie oder Gleichberechtigung, sondern um wirtschaftliche, politische und militärische Interessen. Es sind die Interessen des Kapitals, welches seine Rohstoffe, Produktionsstandorte, Lieferketten, Handelsrouten und Absatzmärkte gesichert sehen will. Letztendlich muss jeder Staat zusehen, dass er seinen Kapitalist:innen gute Profite sichert. Da ist auch die Schweiz keine Ausnahme.

Die Schweiz ist eine globale Dienstleisterin für Kapitalist:innen aus der ganzen Welt und profitiert genau dadurch von ihrer «Neutralität». Diese «Neutralität», die gerne als «keins von beidem» inszeniert wird, ist in der Realität «von allem ein wenig» und die leitende Maxime ist: so viel Geld wie möglich machen, die unterschiedlichen Kapitalfraktionen, die sich hierzulande tummeln, zufriedenstellen und die Volkswirtschaft der Schweiz in der globalen Konkurrenz möglichst weit oben platzieren. Die Schweiz ist Gastgeberin des World Economic Forum (WEF), beherbergt Waffenproduzenten wie Rheinmetall und neokolonialistische Konzerne wie Glencore, wickelt achtzig Prozent des globalen Rohstoffhandels ab und bunkert Geld für Reiche aus der ganzen Welt. Die Schweizer Banken sind durch Kreditvergabe und Devisenhandel mächtige Player bei der Organisation der Ausbeutung im globalen Massstab.

Krieg ist immer Krieg gegen die Armen
Unter Kriegen leiden immer die Armen und Ausgebeuteten am stärksten. Sie sind es, die als Soldat:innen in den Schützengräben liegen. Sie können nicht fliehen und werden nicht geschützt, wenn ihre Wohnviertel bombardiert werden.

Krieg zerstört die Gesellschaft. Er bringt Menschen um oder traumatisiert sie schwer. Wichtige Infrastruktur, die Lebensmittelversorgung und das Gesundheitssystem brechen zusammen. Strukturen der Selbstorganisierung werden zerstört. Der Krieg barbarisiert die sozialen Beziehungen, ganz besonders die Geschlechterverhältnisse. Krieg geht auch mit massiver Repression einher. Politische Aktivist:innen und Organisationen sowie die Gewerkschaften werden angegriffen, Demonstrationen und Streiks niedergeschlagen.

Die Kriege der Welt zwingen die Menschen zur Flucht. Gleichzeitig militarisieren die kapitalistischen Zentren ihr Migrationsregime, so dass die Flucht immer lebensbedrohlicher wird. Die Flüchtenden müssen gefährliche Fluchtrouten auf sich nehmen, sie werden in Lager gepfercht und leben unter prekären Bedingungen in den Aufnahmeländern, wo sie ungesicherten Verhältnissen, rassistischer Gewalt und Marginalisierung ausgesetzt sind.

Unsere Antwort Klassenkampf
Die arbeitende Klasse hat in den imperialistischen Kriegen nichts zu gewinnen. Es sind die Kriege der Reichen um ihre Profite, die Bevölkerung ist dabei immer nur das Kanonenfutter. Diese alte Wahrheit über den kapitalistischen Krieg tritt immer wieder offen zutage – umso penetranter befeuert die herrschende Klasse die nationalistische Propaganda, um alle für ihre Kriege einzuspannen. Der Kampf gegen den Krieg ist daher auch ein ideologischer Kampf.

Die aktuellen Kriege und die ganzen Verwüstungen, die sie mit sich bringen, sind das Resultat einer durch und durch menschenfeindlichen Gesellschaftsform. Der Kapitalismus macht den Planeten und seine Bewohner:innen auch in seiner zivilen Form rund um die Uhr kaputt, im Krieg jedoch zeigt sich das ganze Ausmass seiner Zerstörungskraft. Der Kampf gegen Krieg und Militarismus war darum immer schon ein zentrales Element revolutionärer Politik. Es waren revolutionäre Linke, die am eindringlichsten vor den Weltkriegen gewarnt haben. Die Opposition gegen den Ersten Weltkrieg entwickelte anfangs des letzten Jahrhunderts revolutionäre Sprengkraft. Die Kämpfe gegen die vielen Stellvertreterkriege im Kalten Krieg haben die Menschen rund um den Erdball mobilisiert. Schauen wir also in die Geschichte und lernen wir von vergangenen antimilitaristischen, revolutionären Kämpfen.

Unsere Antwort auf die Krise und die Aufrüstungsrhetorik ist Klassenkampf und internationale Klassensolidarität. Dabei ist es wichtig, positive Bezugspunkte auszumachen, Kämpfe, die bei all ihrer Widersprüchlichkeit unsere Solidarität brauchen. In Rojava kämpfen die YPG, die YPJ und sowohl arabische und assyrisch-aramäische Milizen wie auch linke Kräfte aus der Türkei und internationalistische Bataillone gegen den türkischen Faschismus. Die EZLN kämpft gegen den mexikanischen Staat und für ein Zusammenleben jenseits kapitalistischer und kolonialer Strukturen. Die maoistische Bewegung erkämpft in den Philippinen autonome Gebiete und zeigt dort, wie eine wirklich nachhaltige Nahrungsmittelversorgung aussehen kann. Die Hafenarbeiter:innen des CALP blockieren am Hafen von Genua den Export von Kriegsmaterial in die Türkei, nach Israel oder in den Jemen.

All diese Kämpfe gehören zusammen. Sie mögen unterschiedliche Schwerpunkte haben, doch sie alle sind Teil des Widerstands gegen den Kapitalismus. Seien es die antipatriarchalen Kämpfe, wie die Kampagnen für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in Argentinien oder in Zürich, die Kämpfe gegen Femizide in Italien oder der Widerstand gegen das Mullah-Regime im Iran: Die Menschen wehren sich weltweit gegen kapitalistische Landnahme, die Zerstörung der Natur und die Ausbeutung der Menschen. Die antifaschistische Bewegung bekämpft Faschist:innen praktisch und Internationalist:innen unterstützen politische Gefangene und Verfolgte. Vielerorts wird gestreikt, ob bei der Deutschen Bahn oder in Fabriken und auf Feldern in Indien. Viele Proletarisierte wehren sich unermüdlich gegen Rassismus und Kolonialismus, gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur durch Grosskonzerne. Die französischen Banlieues brennen, wenn die Bullen wieder einmal einen rassistischen Mord verüben und schleudern dem Staat einen Teil seiner Gewalt zurück.

Bringen wir die Kämpfe gegen Kapitalismus, Rassismus, Patriarchat, Klimakatastrophe und Faschismus zusammen, denn die kapitalistische Produktionsweise ist der Boden für all diese Formen der Ausbeutung und Unterdrückung. Die bestehenden Kämpfe zeigen uns, dass dieses System bekämpft und beseitigt werden kann. Der Kapitalismus hat nichts mehr zu bieten ausser Krieg, Elend und Zerstörung, er gehört endlich auf den Müllhaufen der Geschichte. Arbeiten wir an der internationalistischen Klassensolidarität, organisieren wir uns und kämpfen wir gemeinsam gegen Kapital, Nation und Krieg! Die Solidarität der Weltarbeiter:innenklasse ist die Keimzelle der Gegenmacht!

No War but Class War! Auf zum 1. Mai, dem internationalen Kampftag der Arbeiter:innenklasse!

8. März 2024: Für eine feministische Revolution!

Frauen und Queers sind nicht aufzuhalten! Gehen wir gemeinsam auf die Strassen von Winterthur (8. März) und Zürich (9. März) – für eine feministische Revolution! Stehen wir zusammen gegen Krieg, Patriarchat und Kapitalismus, kämpfen wir für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung!