Schulter an Schulter gegen den Rassismus!

Rede an der Justice4Nzoy-Demonstration am 30.08.2024 in Zürich.

[En français / Rede auf französisch]

Heute vor drei Jahren haben Polizisten am Bahnhof von Morges auf den Schwarzen Zürcher Roger «Nzoy» Wilhelm geschossen. Er war nicht sofort tot, sondern er atmete noch. Die Beamten bemerkten das, so steht es in den Akten. Aber die Cops leisteten keine Erste Hilfe. Sie behaupteten zwar in den Medien, sofort Massnahmen ergriffen zu haben. Aber Videos beweisen, dass dies eine Lüge war. Die Bullen taten nichts, um Nzoy zu helfen. Sie stupsten ihn mit den Füssen an. Sie fesselten seine Hände. Aber sonst unternahmen sie nichts. Sie liessen Nzoy sterben.
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Als die Bullen die Sanität riefen, sagten sie nicht, «hier liegt ein Mann mit Schussverletzungen auf dem Perron». Sie sagten nicht, dass Nzoy noch atmet. Sie sagten nicht, ob er in Seitenlage oder auf dem Rücken liegt. Die einzige Information, die sie weitergaben, war: Es handelt sich um einen «Homme de Couleur».

Es ist unendlich traurig, was an diesem 30. August 2021 in Morges passiert ist. Und für die Familie, für die Freundinnen und Freunde von Nzoy muss es unerträglich sein, sich immer wieder mit der Brutalität und Menschenfeindlichkeit der Polizisten auseinanderzusetzen.

Auch für Menschen, die Nzoy nicht kannten, sind die Bilder und Erzählungen von seinem Tod sehr schlimm. Insbesondere für Menschen, die selbst auch von Rassismus betroffen sind. Sie wissen selbst nur zu genau, wie es sich anfühlt, von den Cops besonders genau beäugt zu werden. Kontrolliert und schikaniert zu werden. Sie wissen, dass das, was die Bullen immer abstreiten, bittere Realität ist: Dass Polizisten besonders gewalttätig sind, wenn sie Schwarze und migrantisierte Menschen kontrollieren. Dass sie jede Möglichkeit nutzen, um sie zu demütigen und einzuschüchtern. Ihnen Schmerzen zuzufügen und Gewalt gegen sie anzuwenden. Natürlich sagen die Bullen dann immer, dass sie zu diesem Vorgehen gezwungen waren. Dass es Notwehr war. Dass alles den Vorgaben entspricht und es natürlich rein gar nichts mit Rassismus zu tun hat.

Unzählige Fälle zeigen immer wieder das gleiche auf: Die Gewalt von Polizisten gegen Schwarze und migrantisierte Menschen wird geleugnet und unter den Teppich gekehrt. Und sowieso seien die Opfer der Gewalt selber schuld daran. Die Bullen schützen ihre Leute, das ist logisch. Und die Staatsanwaltschaften sind ihre Homies. Auch sie haben kein Interesse an einer Verurteilung wegen rassistischer Polizeigewalt.

Das Einzige was uns bleibt, sind wir selbst. Unser Zusammenhalt. Ob wir selbst von Rassismus betroffen sind oder nicht: Wir schauen nicht weg, sondern schreiten ein, wenn unsere Mitmenschen, unsere Arbeitskolleginnen und -Kollegen, unsere Nachbarn, unsere Freundinnen und Freunde von den Bullen drangsaliert werden.

Die Besitzenden, die Reichen und Mächtigen, sie haben viel zu sagen in diesem Staat. Wir hingegen – Arbeiter:innen, Angestellte und Arbeitslose – haben einander. Wenn wir zusammenstehen, uns vernetzen und organisieren, dann können wir der rassistischen Polizeigewalt etwas entgegensetzen. Je grösser unsere Solidarität untereinander ist, desto besser können wir uns wehren und auch zurückschlagen.

Die Angehörigen von Nzoy sind unnachgiebig und zeigen Kampfeswillen. Das beeindruckt uns sehr. Sie arbeiten mit unzähligen Leuten zusammen, haben Kontakte in Zürich, Luzern, Bern, Winterthur und Basel und insbesondere auch der Westschweiz. Und auch in Frankreich und Deutschland. Die Familie und die Freundinnen und Freunde wollen, dass Nzoy nicht in Vergessenheit gerät. Sie kämpfen unermüdlich dafür, dass die rassistischen Cops nicht so einfach davonkommen. Genauso wie die Mörder von Mike und die Peiniger von Wilson nicht so leicht davonkommen sollen. Ihr Kampf ist ein Kampf für viele. Wir rufen euch alle auf, die Angehörigen von Nzoy in ihrem Kampf weiterhin zu unterstützen, gemeinsam auf die Strasse zu gehen und nicht nachzulassen. Kämpfen wir gemeinsam gegen Ausbeutung und Unterdrückung!

Schulter an Schulter gegen den Rassismus!

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